Wenn der Ernstfall eintritt, dann muss es schnell gehen: Helfer aus verschiedenen Organisationen müssen Hand in Hand arbeiten, um Verletzte zu versorgen. Eine solche Übung für den Ernstfall fand am Samstag, 24. August 2024, auf dem Kraftwerksgelände der Steag Herne im Rahmen eines inszenierten Szenarios statt. Einsatzkräfte der Feuerwehr Herne sowie des Rettungsdienstes sowie der Hilfsorganisationen hatten gemeinsam mit Medizinstudierenden der Ruhr-Universität Bochum die Möglichkeit an Darstellenden mit geschminkten Wunden und Blut den Ernstfall zu üben.
Angenommen wurde eine Explosion mit einem sich ausbreitenden Brandereignis auf dem Steag-Gelände in Herne, wodurch mehrere Personen teilweise lebensbedrohlich verletzt wurden. Abgelenkt durch das Ereignis verunfallten ein PKW und ein Linienbus auf der Hertener Straße, kurz vor dem Rhein-Herne-Kanal. Während der Busfahrer noch eine Gefahrenbremsung einleiten konnte und die meisten Fahrgäste mit weniger schweren Verletzungen davonkamen, prallte der PKW gegen einen Baum. Die Insassen wurden durch die Wucht des Aufpralls lebensgefährlich verletzt und teilweise eingeklemmt. Was erstmal nach einem Horrorszenario mitten in Herne klingt, war zum Glück nur ein komplexes Übungsszenario. Nicht nur für die angehenden Mediziner, auch für erfahrene Einsatzkräfte sind solche regelmäßigen Übungen wichtig, damit die Abläufe bei einem Alarm sicher sitzen.
„Eine solche Lage, bei der nicht nur eine Vielzahl von Personen versorgt und transportiert werden muss, sondern parallel die Brandbekämpfung und die technische Hilfeleistung ablaufen, ist auch für uns erfreulicherweise nicht alltäglich“, erklärt Philipp Hapig, Teamleiter Rettungsdienst der Berufsfeuerwehr Herne.
„Zur Förderung des medizinischen Nachwuchses und zur Übung der Zusammenarbeit zwischen Feuerwehr, Rettungsdienst und Notärzten sind solche realistischen Übungen sehr wichtig“, erklärt Dr. Jan Wischermann, Leitender Oberarzt der Klinik für Anästhesiologie, operative Intensivmedizin, Schmerz- und Palliativmedizin des Marien Hospital Herne – Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum, der gemeinsam mit seinem Team die Übung als Teil der „Sommerakademie Notfallmedizin 2024“ für Medizinstudierende der Ruhr-Universität Bochum organisiert hat. „Bei einer solchen Vielzahl von Patienten einen klaren Kopf zu bewahren und die nächsten Schritte zu priorisieren ist eine Herausforderung, die heute sehr gut geübt und gemeistert wurde.“
Vorbereitet wurden die Medizinstudierenden aus verschiedenen klinischen Semestern bereits eine Woche lang im Rahmen der Sommerakademie Notfallmedizin 2024 von erfahrenen Notfallmedizinern der Herner Klinik. Auf dem Stundenplan standen verschiedene Krankheitsbilder und praktische Übungen. Die Feuerwehr Herne stellte die Woche über einen voll ausgestatteten Rettungswagen zur Verfügung, damit die notfallmedizinische Versorgung unter möglichst realistischen Bedingungen dargestellt werden konnte.
Am Samstag, 24. August 2024, fand dann für Einsatzkräfte von Feuerwehr, Rettungsdienst und Hilfsorganisationen eine groß angelegte Übung statt, die von der Feuerwehr Herne und dem Team der Notfallakademie organisiert und koordiniert wurde. Die Übung auf dem Kraftwerksgelände der Steag bildete gleichzeitig den Abschluss der Sommerakademie. „Simuliert wurde eine Feuerwehrlage inklusive „MANV“, kurz für Massenanfall von Verletzten. Nach dem inszenierten Unfall wurde der Alarm ausgelöst. Die im Einsatz beteiligten Kräfte wussten dabei im Vorfeld nicht, womit sie an der Einsatzstelle rechnen mussten. Vor Ort arbeiteten die Studierenden, eingesetzt als Notärzte, mit den eintreffenden Rettungskräften eng zusammen. Vom ersten Eintreffen und Sichten der Lage, über die Notfallversorgung vor Ort bis zum Abtransport mit den Rettungsmitteln wurde das Geschehen realistisch durchgespielt. „Nun geht es für uns in die Detailanalyse dieser Übung, um mögliche Verbesserungspotenziale aufzudecken“, so Sandrina Dellwig, aus dem Team Einsatzplanung der Berufsfeuerwehr Herne.
Das Team der Sommerakademie und die Feuerwehr Herne bedanken sich ausdrücklich bei den vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern, ohne die eine solche Übung nicht möglich wäre.