Menschen haben den Kanal für sich entdeckt
Der Kanal, der die Stadt Herne in seinem Namen trägt, wurde für wirtschaftliche Zwecke errichtet, aber die Menschen, die in seinem Einzugsgebiet leben, haben ihn seit jeher für sich erobert. Als Spaziergänger, Radfahrer, Angler, Bootfahrer, Badende, Sonnenanbeter, Pöttespringer, Grill-Party-Gäste, Steine-übers-Wasser-Werfer. Und sie könnten Geschichten erzählen...
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, den Kanal in seiner ganzen Länge kennenzulernen. Zum Beispiel mit dem Fahrgastschiff Santa Monika, das in den Sommerferien von der Anlegestelle in Wanne/Crange (Dorstener Straße) zu Tagesfahrten zum Schloss Oberhausen einlädt. Oder ab Gelsenkirchen zu einer Visite des Duisburger Hafens.
Yachten, Kanus, Motor- und Ruderboote
Die weiße Yacht und ihre kleinen Geschwister - Motorboot, Ruderboot, Kanu - haben sich ebenfalls ihre Nischen erobert. Nachdem Zechen ihre Förderung einstellten, ließen sich die Wassersportvereine kurzerhand an den nicht mehr benötigten Anlegeplätzen und Kais nieder. Im ehemaligen Liegehafen von "Friedrich der Große" haben sich zum Beispiel der WSV Herne sowie der Kanu- und Skiclub Herne mit ihren Booten einquartiert. Das Kanufahren entwickelt sich zur Trendsportart. Der Rhein-Herne-Kanal ist im Flussführer des Kanuverbandes aufgenommen, 1.500 Kanufahrer sind Mitglied in den Herner Vereinen. Insgesamt sieben Vereine betreiben in Herne Wassersport (die beiden Ortsvereine des DLRG nicht mitgerechnet). Manche sehr erfolgreich, wie zum Beispiel die Weltklasse-Ruderer des RV Emscher, deren Boote inmitten der Industrielandschaft fast schwerelos übers Wasser gleiten...
Aber auch die weniger Guten dürfen hier schippern - die Wasserschifffahrtsdirektion West gab den Rhein-Herne-Kanal für alle Sportboote frei. Ab 15 PS aufwärts besteht Führerscheinpflicht.
Zu den treuesten Kunden des Kanals zählen gewiss die Sportfischer, die sich bei Wind und Wetter an "ihrem Platz" niederlassen und geduldig warten, bis der erste Fisch anbeißt. An der Angel zappeln dann meistens Rotaugen, Karpfen, Schleie, Zander, Barsche, vereinzelt auch Hechte und Forellen.
Fünf Schleusen überwinden Höhenunterschied von 36 Metern
Der Rhein-Herne-Kanal gehört auf seiner ganzen Länge zum Zuständigkeitsbereich des Wasser- und Schifffahrtsamtes Duisburg-Meiderich. Erbaut wurde er von 1906 bis 1914 im einst sumpfigen Emschertal, teilweise unter Benutzung des alten Flussbettes. Die Emscher wurde damals künstlich verlegt und verläuft heute über weite Strecken parallel zum Kanal. Dieser überwindet auf 45 km Länge einen Höhenunterschied von rund 36 Metern in fünf Gefällestufen. Jede Gefällestufe hat zwei Schleusenkammern.
Rund 80 Schiffe aus aller Herren Länder passieren täglich Herner Gebiet. Die Fracht besteht aus Kohle, Steinen und Erden, Mineralöl, Erzen, Schrott, Baustoffen, chemischen Gütern und Nahrungsmitteln. Der Rhein-Herne-Kanal, neben dem Weser-Datteln-Kanal verkehrsreichster Binnenschifffahrtskanal, ist eine Geschichte für sich...