In diesem Jahr wird der Herner Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung vom Inklusionsbüro der Stadt Herne leider noch einmal pandemiebedingt in digitaler Form durchgeführt. Das diesjährige Motto lautet: "Tempo machen für Inklusion - barrierefrei zum Ziel".
Passend zu diesem Motto und zur Sensibilisierung rund um das Thema Barrierefreiheit und Inklusion und um zu zeigen, was jede*r tun kann, präsentiert das Inklusionsbüro online das in Herne erfolgreich durchgeführte Projekt "Assistenzhund Willkommen - hier und überall", das auf die Rechte von Assistenzhunden und deren Halter*innen aufmerksam machen und ihnen ein Gesicht in der Öffentlichkeit geben soll.
Der Europäische Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung findet jährlich am 5. Mai statt und feiert sein 30. Jubiläum. Entstanden ist dieser Aktionstag 1992 auf Initiative des Vereins "Selbstbestimmt Leben Deutschland", eine Interessenvertretung von Menschen mit Behinderung. Ziel ist es, die für eine Gleichstellung behinderter Menschen erforderliche rechtliche Grundlage zu schaffen und die gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit Beeinträchtigungen in den Blickpunkt der öffentlichen Aufmerksamkeit zu lenken. Rund um den 5. Mai finden in Europa Demonstrationen, Fachveranstaltungen und andere Aktionen statt, um Selbstbestimmung und Teilhabe für alle Menschen flächendeckend zu ermöglichen und eine inklusive, vielfältige und barrierefreie Gesellschaft zu gestalten - so auch in Herne.
Das Inklusionsbüro der Stadt Herne hat sich erfolgreich unter der Federführung ihrer Mitarbeiterin und Führhundhalterin Miriana Palermo an der bundesweiten Zutrittskampagne "Assistenzhund willkommen - hier & überall" der Pfotenpiloten e.V. beteiligt.
Ziel der Kampagne ist, dass sich möglichst viele Kommunen als "Assistenzhundfreundliche Kommune" zertifizieren lassen, um Menschen mit chronischen Beeinträchtigungen, die auf einen Assistenzhund angewiesen sind, eine vollumfängliche und gleichberechtigte Teilhabe im Sinne der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) zu ermöglichen.
Für Miriana Palermo ist das Projekt "Assistenzhund willkommen - hier & überall" eine Herzensangelegenheit. Sie weiß aus eigener leidvoller Erfahrung nur zu gut, wie sich ein sehbehinderter Mensch mit Blindenführhund fühlt, dem mehrfach der Zutritt zu öffentlichen Einrichtungen zu Unrecht verwehrt wurde. So durfte sie in der Vergangenheit oftmals verschiedene Bäckereien oder Lebensmittelgeschäfte nicht aufsuchen, zuletzt wurde ihr sogar der Zutritt zu einer Herner Arztpraxis verwehrt. Obwohl Miriana Palermo über Ausweisdokumente verfügt, hat man sich oftmals auf das Hausrecht berufen und sie mit ihrer Blindenführhündin Fenja abgewiesen.
Es ist nicht nur belastend, abgewiesen zu werden, viel schlimmer ist es, wenn andere Menschen diese für den gehandicapten Menschen besonders demütigende Situation aus nächster Nähe mitbekommen. Unbeteiligte und Unwissende vermitteln dem Menschen mit Behinderung den Eindruck, etwas Unrechtes oder gar Ungesetzliches zu tun. Dabei ist der Zutritt zu öffentlichen Einrichtungen von Menschen mit Beeinträchtigung, die auf einen Assistenzhund angewiesen sind, gemäß UN-Behindertenrechtskonvention ein verbrieftes Recht und somit eindeutig geregelt.
Durch das Engagement der Mitarbeitenden des Städtischen Inklusionsbüros, konnten im Rahmen einer mehrwöchigen Aufklärungskampagne mit Informationsständen und buntem Rahmenprogramm in den verschiedenen Herner Stadtteilen mehr als 70 öffentliche Einrichtungen gewonnen werden, die sich als assistenzhundfreundlich haben zertifizieren lassen - einschließlich der Dienststellen der Stadt Herne. Selbst Regen, Kälte und Sturm konnten das Team nicht davon abhalten, für die Kampagne zu werben und sich für die Rechte von Assistenzhundhalter*innen einzusetzen.
Achten Sie bei Ihren nächsten Einkäufen in Herne auf den entsprechenden Aufkleber "Assistenzhund Willkommen" in vielen Herner Geschäften im Eingangsbereich.
Die eigentliche Heldin der Aktion "Assistenzhund willkommen - hier & überall" ist und bleibt Fenja, die leider plötzlich aufgrund einer schweren Erkrankung Mitte Dezember 2021 verstorben ist - ein besonders schmerzlicher Verlust für Miriana Palermo und alle, die Fenja kannten und liebten. Fenja bleibt untrennbar mit der Assistenzhund-Kampagne Herne verbunden und unvergessen.
Nach einer Zeit der Trauer und erheblicher Mobilitätseinbußen, wird die Blindenführhündin Xelies in die "Fußstapfen" von Fenja treten und Miriana Palermo wieder sicher durch den Alltag begleiten.
Das Projekt "Assistenzhund Willkommen - hier und überall" passt damit wunderbar in das diesjährige Motto "Tempo machen für Inklusion - barrierefrei zum Ziel", denn durch den ungehinderten Zugang mit Assistenzhund in öffentliche Einrichtungen wird eine Barriere abgebaut.
Spannende Videoclips über diverse und faszinierende "Assistenzhund Teams" finden Sie im Folgenden.