„Die Lebensbedingungen von Familien nachhaltig zu verbessern und zugleich die Attraktivität der Stadt Herne für junge Familien zu erhöhen, das ist eine Herausforderung, der wir uns nun bereits seit einigen Jahren stellen.“ Mit diesen Worten eröffnete Oberbürgermeister Horst Schiereck am Dienstag, 11. September 2012, die 2. Herner Familienkonferenz.
Rund 120 Besucher waren der Einladung des Fachbereichs Kinder-Jugend-Familie ins Kongresszentrum des St. Anna Hospitals gefolgt. Dort hörten sie unter Moderation der städtischen Jugendhilfeplanerin Sarah Gentilini nicht nur den interessanten Vortrag „Was brauchen junge Familien“ von Wolfgang Schreck, Vorsitzender der Leiterkonferenz der kommunalen Erziehungsberatungsstelle beim Städtetag NRW, sondern konnten sich auch an verschiedenen Infoständen und Workshops dem Thema nähern.
Zuvor erinnerte Oberbürgermeister Schiereck noch einmal an den „Herner Familienbericht“, der im März 2008 im Rat der Stadt vorgestellt wurde. „Der Bericht bildete für die Verwaltung die wichtige und fundierte Grundlage, um letztlich zahlreiche Maßnahmen zu entwickeln und sie auch erfolgreich auf den Weg zu bringen. Ziel des Fachbereichs Kinder-Jugend-Familie war es, nach Erscheinen des Berichtes aber zunächst möglichst viele Akteure und Betroffene an einen Tisch zu holen und einen Diskussionsprozess über zukünftige familienpolitische Aktivitäten in Herne zu initiieren. Dieses gelang mit der 1. Herner Familienkonferenz gleich im November 2008.“
Viel ist seitdem passiert: Der Oberbürgermeister sprach in diesem Zusammenhang zum Beispiel über das flächendeckende Angebot der Ganztagsbetreuung an den Grundschulen oder an die Erweiterung von Kindertageseinrichtungen zu Familienzentren. Die Ergebnisse des Familienberichtes und der ersten Familienkonferenz flossen zudem in das „Handlungsprogramm Kommunale Familienförderung in Herne“. Vor Vertretern aus Politik, aus den Jugend- und Wohlfahrtsverbänden, den Beratungsstellen und verschiedenen Fachbereichen der Verwaltung sowie mit Akteuren der Kindertageseinrichtungen nannte Schiereck weitere Schritte, die darauf folgten: „So hat im Bereich der ´Frühen Hilfen / Prävention‘ ein kontinuierlicher Entwicklungsprozess stattgefunden. Es wurden neue organisatorische Strukturen etabliert – zu nennen sind hier beispielsweise die Stelle der SoFrüh-Beratung, die Einrichtung des Familienbüros, die Gründung des Arbeitskreises ´Familienbildung´. Bis heute ist viel erreicht worden, „doch die Unterstützung und Förderung von jungen Familien muss noch weiter verbessert werden“, sagte Schiereck und fügte hinzu: „Vorhandene Angebote müssen gebündelt, Zugangsschwellen abgebaut und neue bedarfsgerechte Maßnahmen initiiert werden. Genau hier will die 2. Herner Familienkonferenz ansetzen.“
Doch was genau brauchen junge Familien? Referent Wolfgang Schreck war sich sicher, dass es darauf keine pauschale Antwort gibt. Für ihn muss erst einmal geklärt werden, wer im konkreten Fall hinter dem Begriff Familie steht. „Man muss sich vorher überlegen, für wen ich was anbieten will, wen will ich erreichen – zum Beispiel Alleinerziehende, minderjährige Mütter oder Mütter mit Migrationshintergrund.“ Der Leiter der Erziehungsberatungsstelle Gelsenkirchen plädierte dafür, die Angebote dort zu schaffen, wo die betroffenen Familien leben: „Wer weiß, dass die Zielgruppen nicht mobil sind, weil sie ihren Stadtteil nicht verlassen wollen oder weil sie Arbeitslosengeld II bekommen und kein Geld haben, muss die Angebote vor Ort schaffen.“
Schreck war es wichtig, den Konferenzteilnehmern mit auf Weg zu geben, „dass alle Familien erst einmal die Absicht haben, es gutmachen zu wollen und das muss ich ihnen auch mit Respekt rüberbringen.“
Doch ohne Hilfe finde nicht jede Familie ihre Rolle in der Gesellschaft. Schreck erinnerte in diesem Zusammenhang auch an die Durchlässigkeit der Gesellschaft. „Wenn vor 100 Jahren der Vater auf der Zeche in Herne arbeitete, dann war klar, dass dort auch der Sohn sein Geld verdiente. Das ist heute nicht mehr so. Jeder kann, wenn er will, nach oben kommen. Aber die Chancen sind nicht immer gleich verteilt. Wir werden nicht alle Unwägbarkeiten verhindern können, es wird immer eine nennenswerte Menge an Menschen geben, die ohne fremde Unterstützung und Hilfe den Prozess Familie nicht schaffen können. Hier ist es wichtig, dass die Betroffenen gut vernetzt sind. Bei Menschen, die isoliert sind, wird die Hilfe besonders schwierig.“