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Meldung vom 09. Mai 2025

Buch beleuchtet das Wirken des ehemaligen Oberstadtdirektors Hermann Meyerhoff in der NS-Zeit

Schon seit vielen Jahrzehnten beschäftigt die Biografie des ehemaligen Herner Oberstadtdirektors Hermann Meyerhoff die Öffentlichkeit. Zu verdächtig erscheint die personelle Kontinuität eines Verwaltungsbeamten im höheren Dienst über drei politische Systeme hinweg – inklusive der NS-Terrorherrschaft. Immer in leitender Position für die Stadt Herne.

Im April 2023 beschloss der Ältestenrat der Stadt Herne aufgrund eines Bürgerprotestes, das Ölgemälde Meyerhoffs aus dem repräsentativen Sitzungssaal 212 des Rathauses zu entfernen. Außerdem wurde der Historiker Ralf Piorr beauftragt, den „Fall Meyerhoff“ weiter zu erforschen.

Das Resultat seiner Recherchen liegt nun als Buch („Staatsdiener – Der höhere Verwaltungsbeamte Hermann Meyerhoff zwischen Weimarer Republik, Nationalsozialismus und Bundesrepublik“) zum 8. Mai 2025, dem 80. Jahrestag der Befreiung vom Nationalsozialismus, vor. Das Datum passt unmittelbar, denn es war Hermann Meyerhoff, der nach der Befreiung 1945 von den Alliierten beauftragt wurde, die Geschäfte der Stadt Herne zu führen. Trotz seiner exponierten Stellung im Nationalsozialismus.

Warum dieser nahtlose Übergang möglich war, darauf versucht Ralf Piorr in seinem 180-seitigen Buch eine Antwort zu geben. Bei der Vorstellung im Herner Literaturhaus am Mittwoch, 7. Mai 2025, stellte der Autor fest: „Ob Weimarer Republik, Nationalsozialismus oder Bundesrepublik – das machte für Meyerhoff in seiner Arbeit keinen Unterschied. Er war nie Nationalsozialist und kein Parteimitglied der NSDAP. Aber er hat sich 1933 als Staatsdiener zum System bekannt und Bedrohungsszenarien unter anderem gegen die jüdische Bevölkerung akzeptiert.“

Eine wichtige Erkenntnis des Buches: Ein Teil der Familie Meyerhoff war jüdisch und ist erst 1820 zum Katholizismus konvertiert. In der kruden Weltanschauung der Nationalsozialisten wäre Hermann Meyerhoff somit „Vierteljude“ gewesen. Während sein Bruder Walter, der noch in Göttingen lebte, deswegen Repressalien bis hin zur Zwangsarbeit ausgesetzt war, ist Hermann unbehelligt geblieben - weil diese Information schlichtweg nicht bis Herne durchgedrungen war.

„Die Familien haben bewusst den Kontakt abgebrochen in dieser Zeit. Die Quellen geben nichts über die Gefühle Meyerhoffs preis. Es ist aber möglich, dass er sich aus Angst so opportun verhalten hat“, sagte Ralf Piorr. Das Fazit des Historikers: „Meyerhoff hat als Teil der Funktionselite seinen Job gemacht, auch in einem Unrechtsstaat. Sein Bild im Rathaus ist zu Recht abgenommen worden.“

So sieht es übrigens auch der Enkel des Herner Politikers, Joachim Meyerhoff, im Nachwort des Buches. Der bekannte Schauspieler, Regisseur und Autor schreibt dort: „Welche seiner Handlungen während der Nazizeit aus Überzeugung und welche mit Widerwillen getätigt wurden, wird sich nicht mehr feststellen lassen. Aber dass sein Bild im Rathaussaal abgehängt wurde, ist meiner Meinung nach vollkommen gerechtfertigt.“ Und weiter: „[…] während der Nazidiktatur war er über Jahre hinweg aktiver Teil derer, die das umsetzten, was angeordnet wurde.“

  • Buchhändlerin Elisabeth Röttsches. Foto: Frank Dieper/Stadt Herne
  • In einem Pressegespräch präsentierte Historiker Ralf Piorr sein neues Werk. Foto: Frank Dieper/Stadt Herne
  • Interessiert verfolgten die Medienvertreter den Ausführungen von Ralf Piorr. Foto: Frank Dieper/Stadt Herne
Details der Meldungen
2017-04-26