Der im Zuge der Verschmutzung der Emscher hierzulande ausgestorbene Edelkrebs ist wieder zurück im Emscher-System! Hernes Oberbürgermeister Dr. Frank Dudda und Prof. Dr. Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft, haben nun einige Exemplare im Ostbach ausgesetzt.
Renaturierungsmaßnahmen der Stadt Herne und der Emschergenossenschaft ermöglichen Besiedelung des Ostbachs mit der regional vormals ausgestorbenen Tierart.
Voraussetzung für die Rückkehr der ehemals weit verbreiteten Art waren vorlaufende Renaturierungsmaßnahmen der Emschergenossenschaft und aktuell der Stadt Herne. Die kleinen Schalentiere wurden nun im Rahmen eines nordrhein-westfälischen Projektes für die Wiederansiedlung in geeigneten Gewässern gezüchtet. Mit der Besatzmaßnahme leisten die Emschergenossenschaft und die Stadt Herne einen wertvollen Beitrag zur Stärkung der Artenvielfalt in der Emscher-Region.
Früher war der Edelkrebs eine weit verbreitete Flusskrebsart in Deutschland. Er besiedelte mittlere bis größere Bäche, Flüsse und Seen mit strukturreichen Ufern. Dort graben sie in die Uferböschung, unter Steinen, Wurzeln oder Totholz ihre Höhlen zum Unterschlupf während des Tages. Doch im Einzugsgebiet der Emscher verlor der Edelkrebs seinen Lebensraum für nahezu über ein Jahrhundert – als direkte Folge der Industrialisierung in der Region und der Nutzung zahlreicher Gewässerstrecken als offen geführte Schmutzwasserläufe.
Doch das hat sich mit dem von der Emschergenossenschaft geplanten und umgesetzten Generationenprojekt Emscher-Umbau (1992-2021) geändert: Das Schmutzwasser wurde inzwischen aus den Gewässern unter die Erde verbannt – in eigens dafür gebaute Abwasserkanäle. Heute sind weite Teile der Emscher und ihrer Nebenläufe renaturiert. „Mit dem Emscher-Umbau sind aus den sogenannten „Köttelbecken“ wertvolle Lebensräume für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten entstanden. Es freut mich besonders, dass nun mit dem Edelkrebs eine ehemals heimische Tierart nach vielen Jahrzehnten wieder in den renaturierten Ostbach zurückgekehrt ist“, sagt Prof. Dr. Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft.
Die ökologische Verbesserung des Teilabschnitts des Ostbaches im Bereich „Auf dem Stennert“ schließt sich an bereits vorangegangene Verbesserungen des Baches an. Bei der aktuellen Maßnahme der Stadt Herne wurden Teile der offenen Parkanlage genutzt, um das Gesamtbild des Baches zu verändern, hin zu einer großzügigen offenen Gestaltung mit Raum für ein naturnahes Gewässer. Der Naturraum des Baches wird somit um ein Vielfaches vergrößert und zu einem Mittelpunkt der ökologischen Erlebbarkeit. Durch das Ermöglichen einer längeren Laufstrecke des Gewässers konnten die früheren Abstürze entfernt werden und somit eine erhebliche Verbesserung für die dortige Tierwelt geschaffen werden. Durch die neu gestalteten auenähnlichen Bereiche und das Einbauen von Totholz in das Gewässerbett wird eine Vielzahl an Lebensräumen geschaffen.
„Ich sage es immer wieder: In Herne lässt es sich gut leben. Das gilt nicht nur für uns Menschen, sondern nun auch für Edelkrebse, die im renaturierten Ostbach eine neue und schön gestaltete Heimat finden. Mit dieser Wiederansiedlung leisten wir einen wertvollen Beitrag zur Artenvielfalt in unserer Stadt und der gesamten Region“, sagte Hernes Oberbürgermeister Dr. Frank Dudda.
Teile der Emscher-Gewässer als geeignetes Zielhabitat eingestuft
Das Edelkrebsprojekt Nordrhein-Westfalen, welches durch den Fischereiverband Nordrhein-Westfalen e. V. und dem NABU Nordrhein-Westfalen e. V. getragen und organisiert wird, hat Teilabschnitte von Gewässern im Einzugsgebiet der Emscher als geeignete Zielhabitate eingestuft. Das Projekt hat sich zum Ziel gesetzt, die heimischen Flusskrebsarten zu schützen und zu fördern. Hierzu werden landesweit fortlaufend geeignete Besatzgewässer gesucht, um den Tieren geeignete Lebensräume als „Trittsteine“ für einen langfristigen Erhalt dieser bedrohten Art zu bieten. Mit der Renaturierung der Emscher und ihrer Nebenläufe entstehen neue Chancen für die Entwicklung einer gesunden, ökologisch wertvollen und artenreichen Region. Der Edelkrebs ist repräsentativ für viele heimische Tiere, die durch künstliche Gewässerbelastungen und durch den Menschen verbreitete gebietsfremde Arten aus ihren ursprünglichen Lebensräumen verdrängt wurden.