Vertreter*innen der Ruhr-Universität Bochum (RUB) , der Herner Wirtschaftsförderungsgesellschaft „Herne.Business“ und der Stadt Herne unterzeichneten am heutigen Tag im Rathaus eine Absichtserklärung, ein Transferinstitut aus dem Bereich der Chemieforschung der RUB in Herne anzusiedeln.
Konkret geht es um den Aufbau eines „Transferinstituts für nachhaltige Chemie“ (ChemINa), der künftig im Innovationszentrum Herne, Westring 303, angesiedelt sein soll. Dort werden in Zukunft chemisch-technische Lösungen entwickelt, die helfen, die Chemieindustrie in Nordrhein-Westfalen (NRW) und Deutschland insgesamt bis 2045 klimaneutral zu machen.
Anlass für die Bestrebungen, ein solches Transferinstitut aufzubauen, sind die Herausforderungen, die sich für die Chemische Industrie nicht nur, aber insbesondere in NRW aus dem angestrebten Klimaneutralitätsziel 2045 ergeben: Rund 93.000 Arbeitsplätze zählt die Branche in NRW – davon 15.000 allein im nördlichen Ruhrgebiet in der Region Emscher-Lippe.
Um diese Arbeitsplätze zu sichern, muss die Wettbewerbsfähigkeit der Branche deutlich gesteigert werden. Neben staatlicher Unterstützung zur Wahrung gleichwertiger Wettbewerbschancen der deutschen Chemieindustrie auf dem europäischen Markt sowie dem Weltmarkt, wie sie Hernes Oberbürgermeister Dr. Frank Dudda jüngst gemeinsam mit weiteren Verwaltungschefinnen und -chefs der Region in einem offenen Brief an Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche parteiübergreifend angemahnt hat, geht es vor allem um technische und prozessorale Innovationen.
Diese sollen aus der in dem Exzellenzcluster RESOLV (Ruhr Explores Solvation) der Ruhr-Universität betriebenen Spitzenforschung mittels des Transferinstituts künftig deutlich schneller in die industrielle Anwendung gelangen. Auf diese Weise profitierte nicht nur die Chemische Industrie, sondern zugleich auch der Wissenschaftsstandort Ruhrgebiet, indem die Region sich als Keimzelle für Sprunginnovationen im Bereich der nachhaltigen Chemie etablierte.
Rektor Prof. Dr. Dr. h. c. Martin Paul: „Das Transferzentrum ChemINa fügt sich nahtlos in unsere Strategie ein, exzellente Forschung und gezielten Wissenstransfer als Motor regionaler Entwicklung zu begreifen. In Bochum haben wir das mit der Ansiedlung von Forschungsbauten und Unternehmen auf Mark 51°7 bereits erfolgreich und sichtbar umgesetzt. Gemeinsam mit der Region und der Wirtschaft schaffen wir Strukturen, die Innovationen fördern und nachhaltige Impulse für den Wirtschaftsstandort setzen.“
„Das Exzellenzcluster RESOLV besteht seit 2012, das ‚Research Center Chemical Sciences and Sustainability‘ des Landes NRW seit 2021. Wir wurden am 22. Mai 2025 erneut als das Exzellenzcluster der Chemie im Rahmen der Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder ausgezeichnet. Im Transferzentrum sollen die Säulen wissenschaftliche Innovation, nachhaltige Industrie mit der Schaffung eines gesellschaftlichen Mehrwertes unter einem Dach verbunden werden. Dabei werden die inhaltlichen Schwerpunkte auf den Zukunftsthemen digitale Chemie sowie nachhaltige Chemie liegen. Wir möchten in Herne ein Modellprojekt realisieren für den schnellen Transfer von der Grundlagenforschung in die industrielle Anwendung im Rahmen der Industrie 4.0 Strategie“, erklärt Prof. Dr. Martina Havenith-Newen.
Oberbürgermeister Dr. Frank Dudda: „Mit der Ansiedlung des Transferinstituts wird Herne zu einem Zentrum für die Gestaltung der Chemischen Industrie von morgen: klimaneutral, wettbewerbsfähig und damit zukunftssicher. Das ist eine hervorragende Nachricht für die Stadt und die Beschäftigten der Chemischen Industrie in der gesamten Region.“
Die nun unterzeichnete Absichtserklärung bringt zunächst eine Machbarkeitsstudie auf den Weg, die die technischen und infrastrukturellen Anforderungen für eine Ansiedlung des Transferinstituts am designierten Standort in Herne prüft.
Dr. Dirk Drenk, Geschäftsführer von Herne.Business: „Mit dem Innovationszentrum setzt Herne.Business ein klares Zeichen: Wir unterstützen die RUB und das Vorhaben ‚ChemINa‘ mit aller Kraft, nicht nur symbolisch, sondern ganz konkret mit einem Teil unseres Gebäudes.“
Dr. Svenja Rebsch, Leitung des Herner Projektbüros 5-StandorteProgramm: „Für ‚ChemINa‘ haben wir bereits in ersten Gesprächen mit Verantwortlichen des Wirtschaftsministeriums NRW und der Bezirksregierung Arnsberg positive Signale erhalten. Die Projektidee ist mit ihrem Beitrag zum Strukturwandel für das 5-StandorteProgramm prädestiniert.“
Das Innovationszentrum, 1996 errichtet, beheimatet nicht nur die Wirtschaftsförderung selbst, sondern bietet auch Räumlichkeiten zur Anmietung für zukunftsorientierte Unternehmen und Startups. Darüber hinaus befinden sich im Gebäude anmietbare Besprechungsräume und eine Caféteria. Das Gebäude ist in fünf Bautrakte aufgeteilt, jeweils zweigeschossig mit insgesamt rund 6.000 Quadratmeter Nutzfläche und das alles in zentraler Lage: In nur rund 800 Metern ist die A 42 über die Autobahnausfahrt Herne-Baukau erreichbar.
Eine Bewilligung der Machbarkeitsstudie ist noch für 2025 geplant, 2026 sollen die Leistungen ausgeschrieben, bearbeitet und abgeschlossen werden. Die bauliche Umsetzung soll im Anschluss mit Hilfe von Fördermitteln aus dem 5-StandorteProgramm realisiert werden.