Ein Wunschbaum mit bunten Zetteln, ein spontaner Besuch in der Stadtbücherei, ein Kind, das zum ersten Mal „Freundin“ sagt – das FerienIntensivTraining „FIT in Deutsch“ war auch in diesem Sommer weit mehr als ein Sprachkurs. Für rund 70 neu zugewanderte Kinder aus Herne wurde es zu einem Ort des Lernens, der Begegnung – und des Ankommens.
Wegen der aktuellen Förderrichtlinien konnte das Programm in diesem Jahr nur an drei Herner Schulen stattfinden, mit jeweils 18 bis 25 Kindern. Doch der Effekt war groß. Denn wo in der regulären Schule oft Zeit und Raum fehlen, konnte hier individuell gefördert werden – in vertrauter Atmosphäre, mit zwei geschulten Sprachlernbegleitungen pro Standort.
Anstatt Vokabeln zu pauken, erkundeten die Kinder Museen, Parks und Stadtviertel. Sprache wurde nicht unterrichtet, sondern erlebt – beim Lesen einer Karte, im Gespräch über ein Skelett im Archäologiemuseum oder beim Bibliotheksbesuch, der in einer unerwarteten Leselust endete. „Nach der Forscher-Rallye durch die Stadtbücherei wollten die Kinder unbedingt Bücher ausleihen – von sich aus“, erzählt eine Sprachlernbegleitung. „Da spürt man, wie Lernen lebendig wird.“
Und was sagen die Kinder selbst? Ein Mädchen antwortet auf die Frage, was ihr am besten gefallen habe: „Das Museum. Da gibt es echte Geschichte.“ Ein Junge zählt stolz auf: „Ich habe vier Freunde und Freundinnen gefunden. Und wir lernen lesen und schreiben.“ In einem Projekt, das sprachliche Bildung mit sozialem Miteinander verbindet, wächst nicht nur der Wortschatz, sondern auch das Selbstbewusstsein. „Manche Kinder konnten vor zwei Jahren noch gar kein Deutsch. Heute helfen sie anderen beim Lesen“, berichtet eine Lehrkraft.
Der Fachbereich Integration – Kommunales Integrationszentrum koordiniert „FIT in Deutsch“ in Herne bereits seit mehreren Jahren. Gefördert durch das Land NRW verbindet das Programm schulische und außerschulische Lernorte – und wirkt nachhaltig. „Die Kinder starten mit ganz anderem Selbstvertrauen ins neue Schuljahr“, heißt es aus den Schulen. Dass Integration Zeit, Beziehung und Verlässlichkeit braucht, zeigt dieses Projekt deutlich. Umso dringlicher ist der Wunsch aller Beteiligten: FIT muss bleiben.