Am Haranni-Gymnasium und an der Realschule Strünkede haben Workshops von „mindmittens“ stattgefunden. Bei der Kombination aus Boxsport mit psychosozialen Elementen sollten Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren dabei unterstützt werden, ihre Stärken zu erkennen, Vertrauen in sich selbst zu entwickeln und Orientierung für die Zukunft zu finden.
Zwischen 2021 und 2024 wurde das Programm „mindmittens“ im Rahmen einer wissenschaftlichen Studie an der Universität Münster entwickelt und evaluiert. Die Ergebnisse zeigen: Sportpsychologisch fundierte Übungen mit Elementen des Leichtkontaktboxsports in Kombination mit psychosozialen Methoden können das Selbstkonzept junger Menschen signifikant stärken. Hier setzt das Programm an: Bewegung wird zum Medium, um niederschwellig Selbstwirksamkeit zu erleben und soziale Kompetenzen aufzubauen.
„Wir freuen uns mit ‚mindmittens‘ ein bewährtes Programm auch in diesem Jahr fördern zu können, um weiteren Schulen in unseren Fokusquartieren eine kostenlose Teilnahme zu ermöglichen“, erklärt Rasmus Nell, Projektkoordinator im Programm Herner Quartiere – Gesunde Lebenswelten der Stadt Herne. Die Jugendlichen lernen dabei, nicht nur Grenzen zu setzen und Konflikte fair auszutragen. In praxisnahen Übungen geht es auch um Teamarbeit, Kommunikation und Entscheidungsfähigkeit. Reflexionen im Anschluss helfen, die eigenen Stärken sichtbar zu machen und das Erlebte in den Alltag zu übertragen: Welche Fähigkeiten zeichnen mich aus? Wie kann ich sie im Alltag und in meinem Umfeld einsetzen?
Wie eindrücklich die Wirkung sein kann, zeigt das Feedback der Teilnehmenden: „Ich bin nach diesen drei Tagen irgendwie echt sprachlos, weil ich sowas noch nie erlebt habe. Uns wurde zugehört und wir konnten erzählen, wie es uns wirklich geht. Und ich habe diese Stärke in mir echt gespürt – da habe ich am Anfang gar nicht mitgerechnet“, erzählt eine 17-jährige Schülerin.
Andere Jugendliche hoben hervor, dass sie alternative Strategien zum Umgang mit Konflikten entdeckt haben: „Früher dachte ich, man muss direkt zurückbeleidigen. Aber wir haben gelernt, dass es auch andere Möglichkeiten gibt – ruhig bleiben, ausweichen. Das macht echt einen Unterschied.“
Neben den Inhalten waren auch die Atmosphäre und das Team entscheidend: „Keiner hat was Negatives gesagt, wir haben uns gegenseitig unterstützt und es hat richtig Spaß gemacht. Die Trainer waren echt motivierend und sie haben uns ernst genommen. Ich hoffe, dass das auch in anderen Schulen gemacht werden kann – weil es den Jugendlichen echt viel bringen würde.“
„Wir wollen jungen Menschen die Chance geben, Erfahrungen zu machen, die sie sonst kaum machen würden“, erklärt Initiatorin Nadine Albrecht. „Viele beschäftigen sich nicht von selbst mit psychologischen Themen oder ihrer mentalen Gesundheit. Über den Sport gelingt es uns, Barrieren abzubauen: Bewegung schafft einen leichten, niederschwelligen Zugang. Die Jugendlichen spüren unmittelbar, was in ihnen steckt – Stärke, Klarheit, Durchhaltevermögen. Aus diesem Erleben entsteht ein Bewusstsein für die eigenen Kompetenzen und die Erfahrung: Ich kann etwas bewirken. Das ist der Moment, in dem sie sich öffnen – und genau da fängt echte Entwicklung an.“
Auf Grundlage der bisherigen Forschungsergebnisse arbeitet das Team derzeit daran, das Programm weiterzuentwickeln und sich größer aufzustellen, um den Bedarfen gerecht zu werden. Dabei geht es vor allem darum, den Fokus künftig noch stärker auf Zukunftsgestaltung und berufliche Orientierung zu legen – und damit Jugendlichen langfristig zusätzliche Perspektiven zu eröffnen. Das Grundkonzept bleibt jedoch bestehen: Das Ziel ist es, junge Menschen dabei zu unterstützen, ihre Stärke kennenzulernen – und sie zu ermutigen, ihre Zukunft mit Selbstbewusstsein, Klarheit und Perspektive zu gestalten.
Gefördert wird das Programm von den Krankenkassen und Krankenkassenverbänden des Landes Nordrhein-Westfalen nach § 20a Sozialgesetzbuch (SGB) V im Rahmen ihrer Aufgaben zur Gesundheitsförderung und Prävention in Lebenswelten.