Wenn sich die Regierungschefinnen und -chefs der Länder ab Mittwoch in Mainz zur Jahreskonferenz treffen, steht mehr auf dem Spiel als Finanzabsprachen: Es geht um die Zukunftsfähigkeit der Städte und Gemeinden. Das überparteiliche Aktionsbündnis „Für die Würde unserer Städte“ fordert die Beteiligten auf, dem neuen Rekorddefizit der Kommunen entschieden entgegenzutreten.
Rheinland-Pfalz hat am 1. Oktober den Vorsitz der Ministerpräsidentenkonferenz (MPK) übernommen, deshalb ist es vom 22. bis 24. Oktober Gastgeber des Jahrestreffens. Gastgeber Alexander Schweitzer kündigte für das Treffen an, die Weiterentwicklung der Finanzbeziehungen zwischen Bund, Ländern und Kommunen anzugehen. „Die Spirale der steigenden Kosten muss gestoppt werden, sonst verlieren die Kommunen ihre Handlungsfähigkeit. Die Länder alleine können hierbei trotz aller Anstrengungen nur begrenzt helfen, das Konnexitätsprinzip ,Wer bestellt, bezahlt‘ muss hierfür auch im Bund gelten“, sagte der rheinland-pfälzische Ministerpräsident im Vorfeld.
Das Aktionsbündnis „Für die Würde unserer Städte“ begrüßt dieses Vorhaben ausdrücklich und teilt die Einschätzung. „Die Handlungsfähigkeit der Kommunen ist akut gefährdet“, sagen Martin Murrack und Silke Ehrbar-Wulfen, Sprecher des Aktionsbündnisses. Die jüngsten Zahlen des Statistischen Bundesamts zeigen: Die Städte mussten in den Kern- und Extrahaushalten erneut ein Rekorddefizit verbuchen. Im ersten Halbjahr 2025 belief sich dieses Defizit auf 19,7 Milliarden Euro. Das ist mehr als 80 Prozent des Negativ-Rekords des gesamten Jahres 2024.
Die rasant steigenden Sozialausgaben sind eine wesentliche Ursache dafür – und für sie gilt leider nicht das Prinzip „Wer bestellt, bezahlt“. Die Sprecher des Aktionsbündnisses formulieren daher einen klaren Appell an die MPK: „Stoppen Sie die Abwärtsspirale der Kommunen.“
Im Aktionsbündnis „Für die Würde unserer Städte“ haben sich die finanzschwachen Kommunen zusammengeschlossen. Sie vertreten mehr als zehn Millionen Menschen in Deutschland. Das Bündnis richtet seine Forderung an den Bund und an die Länder:
Bund und Länder tragen gemeinsam die Verantwortung für die Finanzen der Kommunen. Deshalb appelliert das Aktionsbündnis: „Die MPK darf nicht zu einem Schwarze-Peter-Spiel zwischen Bund und Ländern werden – denn die Kommunen dürfen nicht wieder die Verlierer sein.“
In einem weiteren Punkt erinnert das Aktionsbündnis die Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten an ihre besondere Verantwortung für die kommunale Investitionskraft: „Die Städte und Gemeinden stemmen einen Großteil der öffentlichen Investitionen. Deshalb müssen sie auch den Löwenanteil der 100 Milliarden Euro aus dem Sondervermögen Infrastruktur erhalten“, fordern Martin Murrack und Silke Ehrbar-Wulfen. Angemessen sei je nach Bundesland ein Anteil zwischen 75 und 80 Prozent.
Im Aktionsbündnis „Für die Würde unserer Städte“ haben sich 74 Kommunen aus acht Bundesländern zusammengeschlossen. In den Städten und Kreisen leben rund zehn Millionen Menschen. Die Kommunen sind besonders vom Strukturwandel betroffen, deshalb haben sie geringe Einnahmen aus Steuern und hohe Ausgaben, insbesondere im Sozialbereich.
Die Mitglieder sind: Bacharach, Bad Schmiedeberg, Bergkamen, Bischofsheim, Bochum, Bottrop, Castrop-Rauxel, Cottbus, Landkreis Cuxhaven, Cuxhaven, Dietzenbach, Dinslaken, Dorsten, Dortmund, Duisburg, Ennepetal, Ennepe-Ruhr-Kreis, Essen, Frankenthal, Frankfurt am Main, Geestland, Gelsenkirchen, Ginsheim-Gustavsburg, Gladbeck, Kreis Groß-Gerau, Hagen, Hamm, Hamminkeln, Hattingen, Herne, Herten, Kaiserslautern, Koblenz, Krefeld, Lahnstein, Leverkusen, Löhne, Ludwigshafen, Lünen, Mainz, Mayen, Mettmann, Moers, Mönchengladbach, Mörfelden-Walldorf, Mülheim an der Ruhr, Neustadt an der Weinstraße, Neuwied, Oberhausen, Obertshausen, Oer-Erkenschwick, Offenbach, Pirmasens, Recklinghausen, Kreis Recklinghausen, Remscheid, Saarbrücken, Salzgitter, Schwerin, Schwerte, Solingen, Trier, Kreis Unna, Unna, Voerde, Völklingen, Waltrop, Werne, Wesel, Witten, Worms, Wülfrath, Wuppertal und Zweibrücken.
Eine Pressemeldung des Aktionsbüdnisses „Für die Würde unserer Städte“.