Am Montag, 10. November 2025, hat die Stadt Herne an die Pogromnacht von 1938 erinnert und der Opfer der nationalsozialistischen Gewalt gedacht. In der Langekampstraße am Standort der ehemaligen Wanne-Eickeler Synagoge waren rund 300 Gäste, darunter zahlreiche Schüler*innen, auf Einladung der Stadt Herne zusammengekommen, um sich gemeinsam zu erinnern. Wie in ganz Deutschland waren am 9. November 1938 auch in Herne und Wanne-Eickel die Synagogen in Brand gesteckt sowie Geschäfte und Wohnungen von Menschen jüdischen Glaubens zerstört und geplündert worden.
Oberbürgermeister Dr. Frank Dudda zeigte sich besonders erfreut, dass viele Schüler*innen dem Aufruf zu der Gedenkveranstaltung gefolgt waren. Unter den zahlreichen Gästen waren zudem Vertreter*innen verschiedener Religionen, der Politik, der Verwaltung und aus weiteren gesellschaftlichen Gruppen, um zu erinnern und ein Zeichen gegen Gewalt, Hass und Ausgrenzung in der Gesellschaft zu setzen. Den musikalischen Rahmen für das Gedenken setzte – wie auch im vergangenen Jahr – eine Band der Gesamtschule Wanne-Eickel.
In seiner Gedenkrede erinnerte Oberbürgermeister Frank Dudda daran, dass die antijüdische Gewalt des Novembers 1938 nicht unvermittelt geschah: „Die Pogromnacht begann nicht mit dem Anzünden der Synagogen. Sie begann mit Worten. Mit Gerüchten. Mit dem Wegschauen. Sie war ein Angriff auf das Miteinander. Synagogen brannten, Nachbarn schauten zu oder machten mit. Sie schauten zu, als Familien aus ihren Häusern gezerrt wurden. Als Geschäfte geplündert, als Menschen gedemütigt wurden. Sie schauten zu – und entschieden damit, auf welcher Seite sie standen. 1938 wurden jüdische Geschäfte boykottiert, jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger gedemütigt – und viele schwiegen. Dieses Schweigen war kein Zufall. Es war das Ergebnis jahrelanger Hetze, die Judentum mit ‚Bedrohung‘ gleichsetzte.“
Zugleich zog der Oberbürgermeister Parallelen zur Situation der Gegenwart und warnte insbesondere die Schüler*innen, dass Geschichte sich wiederholen kann: „Das Gefühl, nicht dazuzugehören, ist wieder allgegenwärtig. Heute zerbricht für viele die Illusion, dazuzugehören, weil üble Propagandisten im Netz den Wert eines Menschen an seine Herkunft, seine Religion oder sein Aussehen knüpfen.“
Gerade angesichts dieser bedrohlichen Entwicklungen in unserer Gegenwart verurteilt Oberbürgermeister Frank Dudda die jüngst verübte Zerstörung des Blumenschmucks, der zum Gedenken an die Pogromnacht am Standort der früheren Synagoge in Herne-Mitte niedergelegt worden war, mit klaren Worten: „Wer die Erinnerung an die unvorstellbar grausamen Gewalttaten der Nationalsozialisten buchstäblich mit Füßen tritt, dem stellt sich die Herner Stadtgesellschaft entschieden entgegen: Blinder Hass hat in unserer Mitte keinen Platz und wir verurteilen diese Tat auf das Schärfste.“